Von »Terroristen« an Bord

Von den »Terroristen« an Bord

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Viele, sogar die meisten von uns, machen nach dem BFA-Binnen (A-Schein) noch den FB2 (vormals B-Schein – für Segeln am Meer) oder sogar den FB3.

Da wird dann eine derartige Menge gelehrt, das einem der Kopf raucht. Navigation, Kartenarbeit, Gezeiten, Lichterführung usw. – nur die psychologische Seite kommt im Lehrplan praktisch überhaupt nicht vor.

Nun kommt der Törn, du bist Skipper (oder auch Mitreisender) – und in 95% der Fälle kannst du dich auf eine super Woche freuen.

Aber in 5% eben nicht, weil einer/eine der besagten »Terroristen« an Bord ist. Da gibt es die unterschiedlichsten Typen, der »Gefährlichkeit« nach hier aufgelistet:

  • Der/die Besserwisser: Hat irgend wann mal einen Schein gemacht, eh nie selber geskippert (sonst würdest du keine solchen blöden Meldungen hören) und gibt nun, nachdem er/sie die meiste Zeit (aus Angst oder was-weiß-ich für Gründen) unsichtbar war, am Abend unnötige und unrichtige Meldungen ab. Meistens wird sogar noch ein Crewmitglied ausgesucht, dass der/die dann besonders drangsaliert.
  • Der/die Nörgler: Route passt nicht, Komfort passt nicht, Hygienebedingungen passen nicht – alles passt nicht. Verbreitet dauernd schlechte Laune.
  • Der/die Disziplinlose: Fast harmlos – passt sich eh an, aber missachtet aus spätpubertären Beweggründen heraus die Anweisungen des Skippers.

Die können dich ganz schön nerven – 100% ausschließen kann man so was nicht – ABER – man kann dem etwas vorbeugen:

  • Mindestens eines, wenn möglich zwei Crewtreffen vor dem Törn abhalten.
    Dabei wirklich möglichst ALLES besprechen und auch begründen (warum muss ich eine Schwimmweste anlegen oder darf nur mit Schuhen auf das Vorschiff usw.). Die Befehlshoheit des Skippers nochmals deutlich machen.
    Route besprechen, besonders auch die Vorstellungen der Mitsegler erörtern (will ich viel segeln oder will ich möglichst viel sehen!).
     
  • Während des Törns selber als Skipper SOFORT eingreifen, wenn speziell sich die »Besserwisser« herauskristallisieren (aber auch bei den Nörglern und Disziplinjunkies). Dadurch wird dem/derjenigen sofort der Wind aus den Segeln genommen und man hat – hoffentlich – eine angenehme Restwoche.
     
  • Im Härtefall (wenn Gefar im Verzug ist), wenn der/die TerroristIn absolut nicht einsichtig ist, ihm/ihr mitteilen, dass das Fehlverhalten nun mit Datum und Uhrzeit ins Logbuch eingetragen wird und her/sie ggf. beim nächsten Hafenkapitän von Bord geholt wird.

 

Hier ein paar Anekdoten, was sich zu zuträgt:

  • (Besserwisser) »tankt«, ohne vorher jemanden Bescheid zu geben, Wasser in den Dieseltank. Ist nur durch Zufall vor dem nächsten Motorstart entdeckt worden.
  • (Disziplinloser) springt auf offener See bei 6 kn Fahrt ins nachgeschleppte Schlauchboot (von dem abgesehen, das man ein Schlauchboot nicht nachschleppen soll).
  • (Besserwisser – FB2 Theoretiker ohne Praxisprüfung) verkriecht sich bei Sturm in die Koje um dann in der sicheren Bucht dem Skipper und Co-Skipper vor versammelter Mannschaft (falsche) Belehrungen in Bezug auf Sturmsegeln zu erteilen! 

usw. usw.


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Kritiker allgemein machen es sich sehr leicht!

Nur Kritik auszuüben kann einfach jeder, dies ist keine Kunst! Wenn aber der Kritiker direkt aufgefordert wird, Argumente oder eventuell sogar sein Fachwissen an den Tag zu legen, werden die meisten Kritiker ruhig, sehr ruhig und suchen meist nach Ausreden aller Art und Weise. Ein erfahrener Segler kennt die Risiken und Folgen der Fehler, der Selbsteinschätzung, gesteht Fehler ein und lernt daraus. Ein Ebenbürtiger kennt diese Risiken und wird daran keine herbe Kritik üben! Und wenn, dann in der richtigen Situation und mit angebrachtem Vokabular!

Ich vergleiche diese Situation wie bei Musikern untereinander. Ein top ausgebildeter Musiker wird keinesfalls einen Kollegen derselben Instrumentengattung kritisieren. Warum eigentlich. Weil auch jeder

Musiker sich dessen bewusst ist, dass kleine Fehler einfach passieren können, es liegt einfach am Menschen, wir sind nun einmal keine Maschinen, wir funktionieren nicht zu 100%,das ist die "menschliche Note". Und die Musik, ob von Klassik bis zur Moderne lebt auch von diesen kleinen "Fehlerchen", diese sind einzigartig! Hingegen Musik von all den technischen Geräten ist und bleibt "steril". Dasselbe gilt auch für die menschliche Stimme, diese lebt, man hört sie atmen, es ist eine natürlich menschliche Stimme.

Absolut wichtig sind meines Erachtens ein oder mehrere Crewtreffen! Man lernt sich kennen, im Zuge des Gespräches kann ein erfahrener Skipper die Mannschaft bereits im Vorfeld gut einschätzen. Wir alle kennen das Prinzip der Teambildung von den "Alpha Menschen" bis hin zu den zuvorkommenden, verständnisvollen, sozialen Typen. Sicherlich hängt die Zusammenstellung der Crew von der Art und Weise des Törns ab. Für eine Überstellungsfahrt (Langfahrt) im klassischen Sinn werden andere Voraussetzungen von den Crewmitgliedern erwartet, als würde ich eine Woche von Bucht zu Bucht segeln und Erholung und Badeurlaub würden im Vordergrund stehen.

Und dann kommt die Situation, plötzlich, unerwartet. Dazu der wesentliche Aspekt, jeder reagiert in Extremsituationen anders! Um die (Extrem) Situation meistern zu können benötigen wir eine absolut solide Ausbildung in Theorie und Praxis, wenn möglich genügend Erfahrungswerte, eine Portion Glück, eine gesunde Portion Hausverstand, die Gabe sich nicht selbst zu überschätzten, gewisse Schwellen der inneren durchaus natürlichen Angst überwinden zu können und nicht zu vergessen, die Führung der Crewmitglieder mit all ihren Facetten, Eigenheiten, Persönlichkeiten, mit Fingerspitzengefühl, die wesentlichen Stärken und Schwächen jedes einzelnen zu kennen. Kritik gegenüber dem Skipper übt nur jene Person, die diese Qualitätsmerkmale vollständig oder auch teilweise nicht besitzt!

Der Skipper ist der Kapitän, der Schiffsführer, ein Kommandant mit "psychologischer Grundausbildung", er trägt die volle Verantwortung für Schiff und Besatzung.

Zu all dem kennen wir die internationale Gesetzeslage. Diese verweist auf die Rechte und Pflichten des Skippers. Wenn wir die einzelnen Gesetzestexte betrachten, so finden wir mittels Aufteilungsschlüssel ¾ -Pflichten und ¼-Rechte. Also, der Skipper nimmt sehr viel Verantwortung auf sich und soll von seiner Crew im Wesentlichen unterstützt, respektiert und nicht kritisiert werden.

Jedoch Alkohol- und Drogeneinfluss jeglicher Art ändern diese Sachlage! Und nun wird es interessant, wie kann die Crew gemeinsam solche Probleme lösen? Bordpsychologie unter Alkohol- und / oder Drogeneinfluss. Eine sehr interessante Problematik. Aber, Abhilfe kann man sicherlich bei einer der Crewbesprechungen schaffen. Eine Zusammenstellung einfacher Regeln, am besten vom Skipper vorbereitet, von den Crewmitgliedern zusammen erstellt und auch schriftlich unterzeichnet schafft Abhilfe, viel Ärger, fördert die Zusammengehörigkeit und Meinungsbildung, verzeiht vielleicht auch einmal ein Gläschen Wein zu viel.

Das Team, die Crew, ist so stark wie ihr schwächstes Glied. Auch hier bedarf es sehr viel Erfahrung des Skippers, abzuschätzen über Schwächen und Stärken menschlicher Natur, wem kann ich was zumuten, ist die jeweilige Person mental bereit, in welcher Ausbildungsphase steht das Crewmitglied? Ist die betreffende Person ehrlich genug um sich Handhabungen betreffend Seemannschaft bei Unsicherheiten nochmals erklären zu lassen? Zu viele Aspekte wirken hier in direkter als auch in indirekter Weise zusammen. Im Zuge der Crewtreffen sollte mit dem Skipper auch eine eindeutige ehrliche Aussprache über physischer gegeben falls als auch psychischer Krankheiten stattfinden.

Der Eintrag in das Logbuch mit Unterschriften von Zeugen bei Zuwiderhandlungen bzw. der Verweis von Bord ist sicherlich die allerletzte Lösung der vorhandenen Probleme, schafft aber bei Bedarf Abhilfe, ist gesetzlich eindeutig geregelt aber kann durchaus das "Zusammenleben" an Bord maßgeblich beinträchtigen.

Der Respekt untereinander, das soziale Umfeld, soziale Kompetenz jedes einzelnen Crewmitglieds, aber auch Verständnis und Hilfsbereitschaft untereinander bilden in Summe wahrlich "die Voraussetzungen" für ein starkes Team, einem schönen Segeltörn mit unvergesslich schönen Stunden an Bord.

In diesem Sinne grüße ich all meine lieben Freunde des Yachtclub Delphin, hoffe einen kleinen, bescheidenen Beitrag zu dieser Thematik geleistet zu haben und verbleibe

mit freundlichem Gruß

Euer Reini

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