Chartern für Einsteiger

Du charterst das erste Mal und bist auch selber der Skipper

Du hast nun deinen FB2 frisch in der Tasche und möchtest das erste Mal selber ein Schiff führen. Dafür bist du ausgebildet und du wirst es sicherlich gut machen. Hier sind ein paar Tipps, wie dein erster Törn weitgehend ohne Probleme ablaufen kann und alle (auch du) Spaß an der Sache haben.

Die nachfolgenden Ausführungen kommen in der Ausbildung oft zu kurz, weil sie einfach nicht Gegenstand der nautischen Prüfung sind.

Die einzelnen Punkte:



Revierauswahl

Das ist wohl die wichtigste und verantwortungsvollste Entscheidung, die du bei deinem »Erstlingswerk« treffen musst. Du alleine musst mit allen Gegebenheiten des Reviers zurecht kommen!
Da du deine Ausbildung wahrscheinlich hauptsächlich in Kroatien absolviert hast, ist dieses Revier natürlich eine gute Wahl, aber auch viele andere Reviere kommen in Frage.

Hier kommen ein paar Vorschläge, die allerdings nicht vollständig sein können.

 

Wir empfehlen für einen ersten Törn als Skipper:

  • Kroatien (Istrien ab Pula nach Norden z.B. nach Rovinj, Vrsar, Novigrad, usw. oder bei entsprechender Wetterlage über den Kvarner nach Süden)
     
  • Ionisches Meer – Griechenland von Lefkas nach Süden zu den Inseln Meganisi, Kefalonia, Ithaka, Zakynthos usw.
     
  • Türkische Küste ab Götschek in den Golf von Fethiye oder Marmaris.


In diesen Revieren sind »Land & Leute« schwer in Ordnung und der Anspruch an deine seglerischen Fähigkeiten hält sich in Grenzen, was beim erstem Mal ja nicht unbedingt ein Fehler ist.


Wir empfehlen nicht für einen ersten Törn als Skipper (das ist nur ein Auszug – die Revier sind Top, aber du solltest halt ein wenig Erfahrung mitbringen!):

  • Liparische Inseln – dort findest du wenig Schutz vor Unwetter und die Schläge sind im Allgemeinen sehr lang.
     
  • Die Balearen – der Mistral (starker Wind aus Nord/West) kann dir Schwierigkeiten bereiten. Die beliebte Nordküste von Mallorca ist sehr lang – da muss man gutes Wetter haben und eine Crew, die das durchsteht (lange Schläge).
     
  • Kapverdischen Inseln – das bedeutet Atlantik-Segeln in Reinkultur! Die Schläge sind lang und es ist von Vorteil, dass man »Segler« an Bord hat.
     
  • Karibik – im Prinzip kein problematisches Revier (je nach Jahreszeit!) Aber du segelst im offenen Atlantik mit evt. sehr hohen Wellen und viel Wind. Da die karibischen Inseln alles eigene Staaten sind bzw. zu unterschiedlichen Staaten gehören, musst du auch dauernd ein- und ausklarieren.


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Zusammenstellung der Crew

Im Umfeld eines Vereins wie den YCD ist das eher leicht zu lösen. Du kennst die Leute und auch deren Erfahrungen. Beim ersten Mal ausschließlich mit »Badegästen« zu fahren, ist keine gute Idee. Ein paar sachkundige zusätzliche Hände sind schon notwendig.
 

  • Was man nicht brauchen kann – da sind wir alle uns einig – ist eine Person an Bord, die Unruhe und Streit in die Crew bringt. Leider kann man das nicht immer im Vorfeld eindeutig beurteilen. Da ist halt deine Menschenkenntnis ein wenig gefragt. Besprich dich diesbezüglich auch mit deinem Partner oder einem Crewmitglied deines Vertrauens – bereits im Vorfeld.
     
  • Eine harmonischeCrew verspricht eine super Urlaub, wie man ihn wahrscheinlich selten (oder noch nie) erlebt hat.
     
  • Eine disharmonischeCrew (wegen ein oder zwei »Merkwürden«) kann einen Urlaub in einen Alptraum verwandeln.


Wichtig in diesem Zusammenhang ist es, die Erwartungshaltung der Crew genau zu analysieren bzw. zu kennen. JEDER an Bord nimmt sich Urlaub und zahlt eine Menge Geld, daher hat auch JEDER das Recht, einen für ihn schönen Törn zu erleben. Es macht daher überhaupt keinen Sinn, sportlich hoch motivierte Powersegler mit gemütlichen Buchtenseglern zu vereinen. Stress wäre vorprogrammiert und  auch beiden Gruppen gegenüber unfair.


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Auswahl des Schiffes

Das ist wieder sehr individuell und hängt von deinen Ansprüchen und speziell auch von deinem Budget ab! Alle angebotenen Schiffe der Vercharterer sind tauglich für einen unbeschwerten Törn. Lediglich bei der Marke »Bavaria« sollte man auf das Alter achten (nicht vor Baujahr 2007 chartern).

Je größer, desto träger ist der Kahn zu manövrieren – aber schwerwiegender – die Kosten in den Häfen und Marinas steigen überproportional an. Allerdings ist der Komfort größer und meistens segeln diese großen »Pötte« auch besser.

Bei der Anfrage für ein Angebot gibt man normaler Weise nur die Crewstärke und eine Mindesgröße (in Fuß) an. Als Richtwert könnte man sagen (nach oben hin natürlich offen, was die Größe betrifft):
 

  • Crew von 2 – 4 Personen: von 30 bis 40 Fuß
     
  • Crew von 6 - 8 Personen: ab 45 Fuß aufwärts
     

Yachten ab 45 Fuß sollten über ein Bugstrahlruder verfügen (muss aber nicht sein). Für frühe Törns im Jahr wäre ein Heizung gut.

Bei großen Schiffen (ab 45 Fuß) ist z.T. die Bugkabine in 2 Kabinen aufgeteilt. Das ist echt eine Zumutung! Besser ist eine Stockbettkabine seitlich.

Hast du eine Crew mit Seglern, ist ein Lattengroß empfehlenswert, sonst eher ein Rollgroß (beim Einrollen immer darauf achten, dass der Baum waagrecht zum Mast steht, sonst kann es sein, dass das Segel sich nicht in den Mast einrollen lässt).

Chartere nicht unbedingt ein Schiff, das ganz neu ist. Die haben oft »Kinderkrankheiten«. Das Schiff sollte zumindest schon einmal im Charter gelaufen sein.

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Vercharter – Auswahl

Zuerst ein wenig Hintergrundinfo, das bringt schon etwas »Licht ins Dunkel«.

Das Geschäft läuft weltweit so ab:

Es gibt Charterfirmen (wie Trend Travel, Pitter usw.) bei denen wir buchen. Manche dieser Charterfirmen haben eigene Stützpunkte und verwalten dort auch ihre eigenen Schiffe. Aber für alle anderen Destinationen, wo die keine eigenen Stützpunkte haben, beauftragen diese Firmen dann dort ansässige Veranstalter (z.B. Kavas in Griechenland), die dann ihre Schiffe eben der Charterfirma überlassen. Diese Verstrickungen enthalten natürlich ein gewisses Risiko für den Kunden, billig kann da sehr schnell teuer werden.

Die Schiffe sind oftmals »Schiffe aus dem Kaufcharter«. Ein Eigner hat sich ein Schiff gekauft und überlässt es dann samt Wartung und Vercharterung für einen gewissen Zeitraum einer Chartefirma, um die Kosten zu decken. Diese Charterfirma hat bei eigenen Stützpunkten (sonst haben das die Veranstalter) entsprechendes Servicepersonal, dass im Falle eines Defektes immer weiter helfen kann.
 

  • Daher keinesfalls privat von irgend einer zufälligen Bekanntschaft »zu einem Freundschaftspreis« ein Boot ausleihen! Du hast dann keinerlei techn. Unterstützung und weißt auch nicht Bescheid, ob alle behördlichen Auflagen erfüllt sind – und nur du alleine bist als Skipper für die Folgen verantwortlich!


Ein paar Schiffe sind bei seriösen größeren Firmen auch immer im Eigentum. (So hat z.B. Pitter selber eine große Bavaria-Flotte und auch Trend-Travel-Yachting hat eigene Schiffe).

Für die Auswahl deiner Charterfirma gilt:
 

  • Es sollte ein anerkannter Verchartere sein
     
  • Deine Anzahlung bzw. deine Buchung muss unbedingt mit einem Yachtsicherungsschein (Versicherung bei Ausfall des gecharterten Schiffes) abgesichert sein.
     
  • Keine unbekannten Exoten beauftragen. Das sind hin und wieder nur Einmann-Hobbyunternehmer, die im Problemfall schnell überfordert sind.


Eine Liste von empfehlenswerten Vercharterern findest du unter unser Linkliste »Charterfirmen«


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Chartervertrag

Beim Chartern ist es wie beim Autokauf, das Angebot immer genau studieren. Erst ALLE Positionen zusammen ergeben den Endpreis, nicht die erste Zahl, die vielleicht geschönt im Angebot steht.

Ein Angebot muss enthalten:

  • Die Chartergebühr für das angefragte Boot für den richtigen Zeitraum
     
  • Die Kosten für die Endreinigung
     
  • Evt. Zusatzkosten für den Aussenborder
     
  • Alle Permits (Genehmigungen) und sonstige Steuern/Taxen
     
  • Die zu hinterlegende Kaution
     
  • Ist geklärt, ob man in der Heimatmarina kostenfrei liegen darf (ist z.B. in der Karibik nicht so)


Bevor du dich nun entscheidest, sind noch ein paar Dinge abzuklären:

  • Deine Crewmitglieder brauchen in eigentlich allen Ländern einen Pass, der noch 6 Monate nach Urlaubsende hinaus gültig ist.
     
  • Für Kroatien braucht der Skipper ein gültiges SRC und einen FB2-Motoryachten (für das Beiboot/Dingi).
     
  • Willst du in Kroatien chartern und kroatische Gewässer verlassen, brauchst du einen zweiten FB2-Inhaber an Bord.
     
  • Charterst du in Griechenland, brauchst du einen Co-Skipper (FB2 oder auch BFA-Binnen – UNBEDINGT mit dem Vercharterer davor abklären, was notwendig ist).


Nun kommt der Vertrag. Du musst in der Regel eine Anzahlung leisten, deine Lizenzen (FB2 und SRC) faxen bzw. mailen (für Griechenland auch die deines Co-Skippers).


6 Wochen vor Törnbeginn sollte die komplette Crewliste mit Namen, Adresse, Geburtsdaten und Passnummer übermittelt werden. ACHTUNG bei den Zahlen – Tippfehler können blöde Folgen vor Ort haben.

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Versicherungen

Versichern ist unumgänglich. Die Schiffe kosten einen Haufen Geld und du als Skipper wirst generell immer für alles und alleine zur Verantwortung gezogen.

Wir empfehlen:

  • Eine Kautionsversicherung
     
  • Eine Skipper-Haftpflichtversicherung
     
  • Eine Rücktrittsversicherung, falls du krank wirst und keinen Ersatzskipper hast
     
  • Eine Folgekostenversicherung, falls man dein Schiff an die Kette legt
     
  • Unbedingt darauf achten, dass auch »Fahrlässigkeit« (das hängen sie dir nämlich gleich an) mitversichert ist. Bieten die meisten aber eh an.


Eine umfassende Information bzgl. Versicherungen findest du hier.

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Crewtreffen

Am Besten versuchst du, möglichst zwei Crewtreffen zu machen. Wenn du schon mehrmals mit den gleichen Leuten unterwegs warst, ist ein Crewtreffen auch ausreichend.

Du solltest diese Crewtreffen von deinen Ausbildungstörns her schon kennen. Hier nochmals kurz, worauf es ankommt:
 

  • Ausreden, wie der Törn ablaufen soll
    – Bade-, Buchtentörn oder
    – Segeln so gut als möglich – mit allen Facetten Trimm usw.,
    – Ziele ansteuern, um was zu sehen
    – oder nur dem Wind nachsegeln
     
  • Grundlegende Revierbesprechung
     
  • Festlegen, wer macht die Crewkassa und den Einkauf. Evt. schon eine kleine Vorab-Einkaufsliste erstellen.
     
  • An- und Abreise zur Startmarina organisieren
     
  • Besprechen, was jeder mitnehmen muss


Wenn ihr nicht mit »allerbesten« Freunden oder der Familie unterwegs seid, ist es ratsam, aus der Crewkassa nur die Aufwendungen für das Schiff zu bestreiten. Das sind die Kosten für die Liegegebühren, die Verpflegung an Bord und der Sprit. Wenn jemand übermäßig mehr »säuft« als alle anderen, dann ist es selbstverständlich, dass er seine Mehrkonsumation auch ausgleicht.

Beim Landgang am Abend bezahlt jeder selber. (Der Crewkassa-Wart sollte immer einen Taschenrechner und vielleicht ein wenig Wechselgeld mithaben. In südlichen Ländern gibt es nur ein Gesamtrechnung).

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Der Törn selber

Du bist der einzige Chef! Lass nicht zu, das sich ein Crewmitglied als Zweitkapitän aufspielt. Gruppen sind strenger hierarchisch aufgebaut, als viele glauben. Unterhalb des Skippers muss jedes Crewmitglied erst seinen Rang finden. Es ist, als ob der Bauer ein neues Huhn auf den Hof bringt – die Hackordnung wird neu festgelegt.
Es gibt immer wieder Crewmitglieder, die sich bemüsigt fühlen, anderen zu sagen, wie dies und jenes geht. Das ist extrem nervig für den Betreffenden! Dämme das sofort und mit Nachdruck ein.

Wenn es hier Ausreisser gibt, hilft nur ein klärendes Gespräch unter »sechs« Augen (Skipper und die beiden Streithähne). Niemals die ganze Crew mit einbeziehen, sonst hast du sofort eine Gruppenbildung.
Warte nicht zu, Probleme lösen sich nicht von selber. Du musst bei Konflikten als Moderator sofort und schlichtend eingreifen.

Das Schlimmste an Bord ist die Langeweile!
Versuche, wirklich alle Crewmitglieder in den Ablauf mit einzubeziehen. Das bedeutet auch, dass du »übereifrige« Segler, die alles immer sofort erkennen und sofort machen, einbremsen musst. Der »Badegast« traut sich sonst nicht, was zu sagen und ist zutiefst frustiert. Jeder kann alles, wenn du ihm das vorher zeigst!


Speziell sind Frauen nicht ausschließlich dazu da, die Fender zu bedienen und zu kochen und Männer sind ebenfalls für Fender und Küche zuständig! BITTE DIESEN SATZ NOCHMALS IN RUHE LESEN!

 

Noch ein paar wenige nautische Dinge, die du beachten solltest:

  • Notpinne ausprobieren und so platzieren, dass sie sofort greifbar ist
  • JEDER PERSON an Bord zeigen, wie man die Maschine startet und wieder abstellt
  • JEDER PERSON an Bord zeigen, wie (und speziell wann) man einen Notruf (Mayday) absetzt. 
  • Sicherheitseinweisung für die gesamte Crew mit Eintrag im Logbuch
  • Deine persönlichen »Spielregeln« festlegen, z.B:
    – kein Bier vor vier, oder
    – nie ohne Schuhe auf Deck, oder
    – nur was den Körper verlässt, verläst auch das WC (also kein WC-Papier in die Muschel)
    – usw.

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After-Crew-Treffen

Gehen wir davon aus, euer Törn war schön und ihr seid alle noch Freunde. Es ist eine gute Idee, sich nach einer gewissen Zeit wieder mal zu treffen und Fotos, Videos und Erinnerungen auszutauschen.

Vielleicht kann man das Treffen noch mit einem mediterranem Essen aufpeppen. Das ist eine gute Gelegenheit, um ein Feedback zu erbitten.

Niemand kann uns daran hindern, besser zu werden!

Viel Erfolg bei deinem ersten Törn.

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